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kath 2:30 Dies DominiDies Domini – Dritter Adventssonntag, Lesejahr A

Wer dieser Tage in den Buchhandlungen unserer Fußgängerzonen nach Weihnachtsgeschenken stöbert, wird, sofern die Buchhandlung noch Bücher im Sortiment hat, unweigerlich auf den neuen Thriller von Richard Harris treffen, der im Titel den zweiten Schlaf führt und sich zunächst wie eine etwas düstere Version von Umberto Eco‘s „Der Name der Rose“ anlässt, dann aber recht plastisch deutlich macht, dass wir wohl nicht in einer mittelalterlichen Vergangenheit, sondern eher in einer archaischen Zukunft leben. Ein genialer Trick, der neben seiner dramaturgischen Bedeutung zugleich den Blick auf die Verletzlichkeit unserer Zivilisation lenkt und die Frage aufwirft, wieso wir eines Morgens nach der Apokalypse in der Hand unserer Kirche aufwachen und uns lieber heute als morgen davonmachen möchten und uns ihrem Zugriff entwinden wollen.

Die Lesungen unseres Sonntags lassen uns das dystopische Grauen eines in und durch die Kirche schon angebrochenen Gottesreichs nicht erahnen: ist es bei Jesaja noch Zukunft, dass

„jubeln werden die Wüste und das trockene Land, jauchzen wird die Steppe und blühen wie die Lilie. (… ) Augen werden den Blinden aufgetan und Ohren den Tauben geöffnet“ (Jes 35,1ff.),

so antwortet Jesus dem Johannes schon als Bericht über eingetretenes:

„Blinde sehen wieder und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören; Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium verkündet.“ (Mt 11,5)

Was ist da nur passiert, dass wir in unserm Alltag so wenig von dieser Verheißung erleben dürfen und stattdessen mit so wunderlichen Erscheinungen konfrontiert werden wie kirchlichen Würdenträgern, die sich selbst an hilflosen Senioren zu bereichern scheinen und Päpsten, die es für die Aufgabe treuer Verwalter zu halten scheinen, wenn mit dem Peterspfennig Immobilienspekulationen in überhitzten Wohnungsmärkten in Metropolen betrieben werden. Ganz zu schweigen von Auftritten und Einlassungen ehemaliger Präfekten in der römischen Kurie, die mindestens irritiert zurücklassen, bei denen man bisweilen sogar auf die Idee (und die Hoffnung) kommen könnte, dass es sich bei den Berichten darüber eher um Beiträge des Postillon handeln möge. Ist das immer nur die kleine Flasche, auf die wir versuchen, den großen Strom des Heiligen Geistes abzufüllen? Ist das nicht vielleicht doch auch ein Webfehler im System? Eins scheint aber sicher: dass sich unter kleinem, randständigem und ärmlichem etwas Anderes verbirgt, etwas Großes und etwas Neues: Johannes war der größte von einer Frau geborene,

„doch der Kleinste im Himmelreich ist größer als er“ (Mt 11,11).

Ich vertraue darauf, dass durch alle menschliche Schwachheit hindurch in dieser Krippe an Weihnachten das Heil der Welt liegt, dass uns die den Menschen zugewandte Seite unseres Gottes ist. Das ist der wahre Grund zur Freude, die ich auch Ihnen von Herzen wünsche, für die noch kommenden Adventstage und für das ganze Leben.

Ihre
Katharina Nowak

Author: Katharina Nowak

Katharina Nowak ist Diplom Theologin. Sie studierte in Bonn und arbeitet seit 2009 als theologische Assistentin bei der Katholischen Citykirche Wuppertal.

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